Steißbeinfistel

Dr. med. Björn Schinkel

Steißbeinfistel

‚Viele Chirurgen interessieren sich nicht besonders für diese Erkrankung und das radikale Herausschneiden der Fisteln wird als einzige Option angesehen. Ich denke, dass eine lange und offene Wundbehandlung nach Möglichkeit vermieden werden sollte‘ !

 

Ich habe mich in den letzten Jahren auf die Behandlung spezialisiert und führe über 200 Sinus-Operationen jährlich durch. Neben einer ausführlichen Untersuchung führe ich eine Ultraschalldiagnostik durch, um das Ausmaß der Fistelgänge und Zysten einschätzen und die Behandlung optimal planen zu können. Sie können sich auf meine langjährige Erfahrung und stets gewissenhafte Einschätzung der besten Behandlungsoptionen verlassen.

Als Sinus pilonidalis bezeichnet man eine Entzündung des Unterhautfettgewebes im Bereich der Steißbeinregion. Bei 85% finden sich Haare in den tieferen Schichten unter der Haut. Dieses wird auch als das Haarnest (=pilo: Haar, nidus: Nest) bezeichnet. (Bild Sinus pilonidalis)

Dr. med. Björn Schinkel Proktologe in Hamburg Steißbeinfistel Grafik Janne Mora

©Janne.Mora,2020, Beispielhafte Schemazeichnung von 3 Fistelgängen und einem Haarnest.

Die Erkrankung betrifft häufiger Männer und meist sind jüngere Menschen (15-40 Jahren) betroffen. Als Auslöser der Erkrankung werden Haare angeschuldigt, die sich in die Haut im Bereich der Gesäßfalte bohren und weiter einwachsen.

Dadurch entsteht ein Kanal (Fistel) in die Tiefe. So eine Fistel bildet sich nicht mehr von selbst zurück und bleibt zur Haut hin offen. Weitere Haare und Bakterien können so in die Tiefe gelangen und zu Beschwerden führen.

Man unterscheidet 3 Verlaufsformen der Erkrankung: Die asymptomatische, die akut eitrige und die chronische Form. Während erstere unter Umständen keiner Operation bedarf, stellen die akute und chronische Verlaufsform eine Operationsindikation da.

Bei einer akuten, eitrigen Entzündung sollte zunächst der Abszess eröffnet und die Rückbildung der Entzündung abgewartet werden. Wir eröffnen einen Abszess in örtlicher Betäubung und schaffen damit einen Eiterabfluss und die Beschwerden verschwinden rasch innerhalb von Stunden bis Tagen. Sie sollten bei akuten Schmerzen sowie einer Schwellung/Verhärtung nicht zögern einen Chirurgen/Proktologen aufzusuchen.

FISTEL = FISTEL?   WIE WIRD EINE STEIßBEINFISTEL BEHANDELT?

Es gibt mehrere Operationsmethoden. Das bedeutet aber auch, dass es nicht ein überlegenes Verfahren gibt. 

In den allermeisten Fällen wird heute noch das klassisch-radikale Verfahren als einzige Operationstechnik angeboten. Dieses ist aber oftmals nicht notwendig und alternativ kann in vielen Fällen auch ein gewebeschonendes, minimal-invasives Verfahren in Betracht gezogen werden. Auch eine Laserbehandlung kann bei bestimmten Fisteltypen angewendet werden.

Ich beschäftige mich bereits seit 20 Jahren mit den verschiedenen Operationstechniken der Steißbeinfistel. Bereits während meiner Facharztausbildung im Krupp-Krankenhaus in Essen haben wir die plastisch-rekonstruktiven Verfahren zunehmend als Alternative eingesetzt und weiterentwickelt. In den letzten Jahren habe ich die gewebeschonenden Operationstechniken und Laserverfahren zunehmend eingesetzt und nach meiner Niederlassung in der Praxis vor 6 Jahren implementiert.

Im Folgenden stelle ich die einzelnen, von mir durchgeführten Operationsverfahren vor.

Welches Verfahren sich bei Ihnen eignet, kann erst nach einer ausführlichen Untersuchung festgestellt werden. Die Entscheidung der weiteren Behandlung hängt von vielen individuellen Faktoren ab. Neben dem Ausmaß des Fistelsystems spielen auch die Lebensumstände und körperliche Aktivität eine wichtige Rolle. Sie dürfen von mir eine ausführliche Beratung und ein Gespräch auf Augenhöhe erwarten.

Sie kommen von weit weg? Oder sie haben zunächst Fragen? Gerne vereinbaren Sie einen telemedizinischen Termin (Telefonisch, Videosprechstunde, Chat).

Pit Picking nach Bascom:

Eine gewebeschonende und minimal-invasive Methode, bei der die Fistelöffnungen einzeln entfernt werden. Dieses ist fast immer ambulant und in örtlicher Betäubung möglich. Ich habe diese Operationsmethode in unserer Praxis vor über 5 Jahren eingeführt und stetig weiterentwickelt und wende dieses Verfahren mit großem Erfolg an.  

Bei der Pit Picking-Operation werden die einzelnen Fistelöffnungen und der weitere Fistelverlauf mikrochirurgisch entfernt. Kombiniert mit einem seitlichen Hautschnitt können die tiefer liegenden Haare und weiteres Fistel- und Zystengewebe entfernt werden. Der wesentliche Vorteil liegt in der geringen Belastung sowie raschen Belastbarkeit. Die anschließende Wundbehandlung kann meist selbstständig durchgeführt werden und wird durch uns weiter begleitet. Der Eingriff und weitere Heilungsverlauf sind schmerzarm bis schmerzlos. Ein Schmerzmittel wird nur selten benötigt und Duschen und Arbeiten ist in den meisten Fällen nach 1-2 Tagen ohne Einschränkung möglich. Die Erfolgsaussichten liegen bei ca. 70-80%.

Laseroperation (SiLaC™: Sinus Laser-assisted closure):

Bei diesem innovativen neueren Verfahren handelt es sich ebenfalls um eine gewebeschonende und schmerzarme Operation. Auch dieser Eingriff kann in vielen Fällen ambulant und in Lokalanästhesie durchgeführt werden. Eine speziell dafür entwickelte Diodenlaser Sonde wird in die Fistelkanäle eingeführt und das Fistelgewebe zerstört und verschlossen. Die bisherigen Studienergebnisse zeigen dabei eine initiale Heilungsrate von 85-90% bei einer mittleren Heilungsdauer von 2-3 Wochen. Um die dauerhaften Heilungsraten sicher angeben zu können, müssen noch weitere Studien erfolgen. Dennoch halte ich dieses Verfahren bei der derzeitigen Datenlage für insbesondere längere Fistelgänge für eine sinnvolle Alternative zu den deutlich radikaleren klassischen Verfahren.

Bitte beachten Sie, dass dieses Verfahren bisher noch keine allgemeine Kassenleistung darstellt. Die meisten Privatkrankenkassen und mehrere Betriebskrankenkassen übernehmen jedoch die Kosten. Auch ist meiner Meinung nach nicht jeder Fisteltyp dafür geeignet.

Karydakis-Op:

Bei diesem Verfahren wird nach dem klassischen Ausschneiden ein Wundverschluss vorgenommen. Ziel des Verfahrens ist, die Naht außerhalb der Mittellinie zu verlagern und die Gesäßfalte abzuflachen. Die Wundheilungszeit ist deutlich verkürzt gegenüber der offenen Wundbehandlung bei niedrigen Rezidivraten (0-6%). Jedoch treten bei 10-30% Wundheilungsstörungen oder Wundinfektionen auf, aber bei 70-80% der Patienten ist die Wundheilung nach 2-3 Wochen abgeschlossen.

Cleft-Lift-Op:

Dieses ist eine Modifikation der Karydakis-Operation, bei der jedoch nicht so radikal vorgegangen wird, d.h. das chronisch gereizte Gewebe wird nicht komplett entfernt, es werden aber sämtliche Fisteln ausgeschnitten und die Naht ebenfalls seitlich der Mittellinie verlagert und so eine Abflachung der Gesäßfalte erzielt. Die Rezidivrate ist mit 0-5% mit der Karydakis-Operation vergleichbar, bei jedoch erhöhten Wundheilungsstörungen mit 18-43%.

Limberg-Plastik/modifizierte Limberg-Plastik:

Dieses Verfahren ist nach meiner Meinung das beste Verfahren, um große Defekte spannungsfrei zu verschließen. Nach rautenförmigem Ausschneiden der Fistelgänge und Zysten erfolgt eine Deckung der Wunde über einen Hautverschiebelappen, der seitlich von der Gesäßregion präpariert wird. Bei der von mir angewandten Modifikation des Verfahrens wird der untere Nahtrand seitlich neben die Mittellinie verlagert, was die Wundinfektionsrate nochmals senken konnte. Bei diesem Verfahren wird eine sehr niedrige Rezidivrate (0-3%) beschrieben bei Wundinfektionsraten zwischen 6-40%. Diese betreffen jedoch zumeist nur Teilbereiche der Naht. Dieses Verfahren eignet sich besonders bei sehr ausgedehnten Befunden und Rezidiven.

Eine aufwendige Wundversorgung entfällt, nach ca. 3 Wochen werden die Fäden gezogen. Die Arbeits- und Sportfähigkeit wird nach ca. 3-4 Wochen erreicht.

Excision und offene Wundbehandlung:

Dieses ist auch heute noch das weltweit und auch in Deutschland am häufigsten angewendete Operationsverfahren. Die Fisteln und Fistelgänge werden dabei mit einer Farblösung angefärbt und anschließend wird das so markierte Gewebe komplett entfernt. Die Rezidive werden dabei bei 2-6% angegeben. Die Rezidive bei bereits so voroperierten Patienten liegen mit ca. 20% sogar noch höher. Die größte Belastung für den Patienten stellt dabei die lange Wundheilungsdauer von 1,5-3 Monate und einer durchschnittlichen Arbeitsunfähigkeit von >1 Monat dar. Ganz wichtig dabei ist, dass der Erfolg der Operation im Wesentlichen durch die richtige Wundbehandlung und Narbenbildung erzielt wird. Hier treten oft Fehler auf, die dazu führen, dass die Wunde nicht zuheilt oder immer wieder aufgeht. Doch leider werden viele Patienten mit Ihren Wunden allein gelassen. Ich werde die Wundbehandlung bis zum Abschluss gerne weiter begleiten. Dazu bieten sich auch die heutigen digitalen Möglichkeiten z.B. der Videosprechstunde an. Dieses wird gerne von Patienten genutzt, die einen weiten Anfahrtsweg haben.