Analfistel

Dr. med. Björn Schinkel

Analfistel, Perianalfistel, transsphinktäre Fistel:

Eine Analfistel ist eine häufige Erkrankung und stellt eine unnatürliche Verbindung von innen (Enddarm oder Analkanal) nach Außen zur Körperoberfläche dar. Sie findet sich häufiger bei jungen Erwachsenen zwischen dem 30.-50. Lebensjahr. Männer sind doppelt so häufiger betroffen. In den allermeisten Fällen ist ein Abszess (eine Eiterbildung) am Afterrand das erste Symptom, dass sich meist rasch innerhalb von Stunden bis Tagen durch eine schmerzhafte, überwärmte Schwellung am Afterrand äußert. Dieser Abszess ist ein Notfall, der rasch eröffnet werden sollte, damit der Eiter abfließen kann. Unbehandelt schreitet die Entzündung fort und kann zu einer Sepsis und schweren Weichteilschäden im Beckenbereich führen. Bei der operativen Abszessentlastung wird der Proktologe nach einer vorhandenen Fistel suchen. Dieses ist in einer akuten Entzündung nicht immer möglich, so dass bei fehlendem Fistelnachweis dieses im weiteren Verlauf erfolgen sollte. Ansonsten kann es immer wieder zu Abszessen und Entzündungen kommen. Der Abszess ist die akute Form und die Fistel die chronische Form ein und derselben Erkrankung. (Bild Abszess und Fistel- in Arbeit)

Die häufigste Ursache für eine Analfistel (sogenannte kryptoglanduläre Fistel) ist eine Entzündung einer noch rudimentär angelegten Duftdrüse (Proktodealdrüse). Die Entzündung wandert dann weiter und entwickelt sich zum Abszess. Weitere Ursachen für eine Fistelentstehung können u.a. eine chronisch entzündliche Darmerkrankung (z.B. Morbus Crohn), Tumore, Bestrahlungsfolgen und vorausgegangene Operationen am After oder Enddarm sein.

Als Risikofaktoren für die Entstehung einer Analfistel gelten:

  1. Die Fettleibigkeit (Adipositas)
  2. Ein hoher täglicher Salzkonsum
  3. Ein Diabetes mellitus
  4. Eine Hyperlipidämie
  5. Das Vorhandensein von Hauterkrankungen
  6. Rauchen
  7. Alkoholkonsum
  8. Eine sitzende Tätigkeit
  9. Der Genuss von exzessiv scharfe Speisen
  10. Eine mangelnde körperliche Bewegung
  11. Längeres Sitzen auf der Toilette bei der Defäkation
  12. Psychosozialer Stress

Fisteltherapie

Die Therapie der Fisteln richtet sich nach dem Verlauf durch die Schließmuskeln. Dafür stehen verschiedene operative sowie neuerdings auch laserchirurgische Verfahren zur Verfügung. Grob kann man zwischen unkomplizierten und komplizierten Fisteln unterscheiden. Vereinfacht kann man sagen, dass unkomplizierte Fisteln den Schließmuskel gar nicht oder nur gering durchziehen.

Die Operationsmethoden:

Fadendrainage / Vessel-Loop:

Dieses Verfahren wird in der akuten Abszesssituation durchgeführt. Nach Identifizierung einer Fistel wird durch diese ein Faden (meist wird ein Silikon-Loop verwendet) gelegt und drainiert, damit das entzündliche Sekret ablaufen kann. Die Fistel wird dann zu einem späteren, entzündungsfreien Zeitpunkt operativ entfernt. (Bild Fadendrainage)

Fistelspaltung:

Bei oberflächlich unter der Haut verlaufenden Fisteln wird diese gespalten.

Fistelexzision:

Dabei wird die Fistel nicht nur gespalten, sondern auch komplett ausgeschnitten. Das ist bei unkompliziertem Verlauf möglich, so dass das Risiko einer Stuhlhalteschwäche (Inkontinenz) äußerst gering ist. (Bild in Arbeit)

Fistelexzision und direkte Rekonstruktion des Schließmuskels:

Bei einem komplizierten Fistelverlauf wird zur kompletten Entfernung der Fistel der Schließmuskel bis auf Höhe des Fisteldurchtritts durchtrennt. Nach kompletter Entfernung des erkrankten Gewebes wird anschließend eine Rekonstruktion des Schließmuskels durchgeführt. 

LIFT
(steht für: Ligation of intersphincteric fistula tract):

Die Fistel wird zwischen innerem und äußerem Schließmuskel dargestellt und mit Nähten verschlossen sowie durchtrennt. Dann wird Fisteleingang im Analkanal mit der Schleimhaut des Enddarms überlappend verschlossen (sogenannte Mukosaflap oder Muskel-Mukosa-Flap-Technik).

FiLaC®- Fistel-Laser Closure:

Bei diesem sehr gewebeschonenden Verfahren wird eine speziell dafür entwickelte Lasersonde in den Fistelkanal von außen nach innen vorgeschoben. Dann erfolgt über die Laserenergie eine Zerstörung des Fistelganggewebes und eine Gewebeschrumpfung wird induziert. Die Sonde wird dabei schrittweise nach außen zurückgezogen. Anschließend wird der Fisteleingang im Analkanal durch ein Nahtverfahren verschlossen (wie bei den Flapverfahren). Eine Einschränkung der Schließmuskelfunktion konnte in den vorhandenen Studien nicht nachgewiesen werden. Da es sich um eine neuere Methode handelt, ist die Studienlage noch eingeschränkt. Aufgrund der bisherigen Ergebnisse und dem sehr schonendem Verfahren halte ich dieses Verfahren dennoch für einige komplizierte Fistelverläufe für eine durchaus sinnvolle Alternative zu den bisherigen Verfahren. Einschränkend muss an dieser Stelle erwähnt werden, dass die Kosten der Operation höher sind als die meisten herkömmlichen Operationsverfahren. Dennoch werden die Kosten von den meisten privaten Krankenkassen sowie einigen gesetzlichen Krankenkassen übernommen (vielen Knappschaft-Krankenkassen). Natürlich können Sie einen Kostenübernahmeantrag an Ihre Krankenkasse stellen, dabei bin ich Ihnen gerne behilflich. (Link/Bilder/Video FiLaC)

Fistel-Plug:

Dabei wird ein aus tierischem Material hergestelltes Bindegewebe/Kollagen in den Fistelgang eingezogen. Dieses soll dem körpereigenen Gewebe als Gerüst für einen Verschluss der Fistel dienen.