Hämorrhoiden

Dr. med. Björn Schinkel

Hämorrhoiden

Hämorrhoiden sind ein Teil des Enddarms und haben eine wichtige Funktion bei der Stuhlkontrolle. Im Ruhezustand füllen sich diese vermehrt mit Blut und dichten so unseren Enddarm v.a. für flüssige und gasförmige Bestandteile zusammen mit dem Schließmuskel ab. Erst bei einer Vergrößerung dieser Knoten spricht man von krankhaften Veränderungen, dem Hämorrhoidalleiden.

Typische Symptome durch vergrößerte Hämorrhoiden sind: Nässen durch Ausfluss, dadurch verursachter Juckreiz, Brennen und/oder frischblutige Auflagerungen auf dem Stuhl oder dem Toilettenpapier. Schmerzen sind eher selten und treten v.a. bei entzündlichen Veränderungen oder Thrombosen auf. 

Durch eine Abflussstörung des Blutes aus den Hämorrhoidenpolstern kommt es zu einer Vergrößerung derselben. Die Ursachen dazu sind vielfältig und schließen neben einer Druckerhöhung im Schließmuskel- und Analbereich auch eine genetische oder erworbene Bindegewebsschwäche ein. Aber auch unsere Lebensgewohnheiten fördern die Entstehung von vergrößerten Hämorrhoiden. Dazu zählen mangelnde körperliche Bewegung, eine ballaststoffarme Ernährung, eine zu geringe Trinkmenge und falsches Stuhlverhalten (starkes Pressen, Unterdrücken des natürlichen Stuhldranges und lange Toilettensitzungen). Insbesondere in der Schwangerschaft kommt es durch die Hormonumstellung zu einem weicheren Bindegewebe und gleichzeitig einem erhöhten Druck durch das Embryo auf den Beckenboden. Auch unter der Geburt wird durch das Pressen der Druck auf die Hämorrhoiden enorm verstärkt. 

Bei Beschwerden sollte auf jeden Fall ein Proktologe aufgesucht werden, denn viele weitere Erkrankungen können ähnliche Symptome und Beschwerden verursachen.

Die Behandlung hängt vom Ausmaß der Hämorrhoidenvergrößerung und den entsprechenden Beschwerden ab. Vergrößerte Hämorrhoiden ohne Beschwerden können meist konservativ behandelt werden.

Wie werden Hämorrhoiden behandelt?

Das hängt im Wesentlichen von der Größe sowie den Symptomen ab. Neben Änderungen von möglichen falschen Lebensgewohnheiten, lokalen nicht-operativen Maßnahmen (z.B. Salben, Zäpfchen) sind weitere invasive Behandlungsmethoden verfügbar.

Stadienabhängige Therapie von Hämorrhoiden:

  • Konservative Behandlung (lokal Salben/Zäpfchen; Ernährungsberatung; richtige Analhygiene)

  • Sklerosierung/Verödung: ein schnelles und risikoarmes Verfahren. Meistens sind mehrere Behandlungen erforderlich, um das Ergebnis zu verbessern. (Stadium 1 und 2)

  • Gummibandligatur: einzelne, vergrößerte Knoten werden mit einem Gummiband abgebunden, dieses erfolgt im schmerzfreien Bereich der Hämorrhoidenzone und kann ohne Narkose problemlos erfolgen. (meist Stadium 2)

  • Operatives Unterbinden der Gefäßversorgung der Hämorrhoiden (Hämorrhoidalarterienligatur) mit plastischer Rekonstruktion des Analkanals (z.B. HAL-RAR®). (Stadium 1 bis 3)

  • Entfernung einzelner Hämorrhoiden (u.a. Op nach Milligan-Morgan, Op nach Ferguson) (Stadium 2-4)

  • Klammernahtverfahren (Stapler-Hämorrhoidopexie nach Longo) bei zirkulärem Hämorrhoidenvorfall (Stadium II-III)

  • Laserbehandlung (LHP®: Laserhämorrhoidoplastie): eine gewebeschonende und schmerzarme Behandlung. Eine speziell dafür entwickelte Lasersonde wird über einen minimalen Schnitt in die Hämorrhoide eingeführt. Die freigesetzte Laserenergie wirkt auf die Hämorrhoidengefäße ein und lässt das Gewebe auf Normalmaß schrumpfen ohne Risiko einer Schließmuskelverletzung (Stadien I-III) (Link/Bilder LHP).

Die Einteilung wird in 4 Stadien angegeben (Klassifizierung nach Goligher):

Hämorrhoiden Grad I:

Diese liegen im Analkanal und sind von außen weder sicht- noch tastbar. Durch eine Proktoskopie können die vergrößerten Hämorrhoidalpolster sichtbar gemacht werden.

Hämorrhoiden Grad II:

Die Hämorrhoidenknoten sind so weit vergrößert, dass diese beim Pressen nach außen vortreten und sich spontan wieder zurückziehen. Neben den typischen Beschwerden sind eventuell ein Stuhlschmieren und ein Fremdkörpergefühl möglich.

Hämorrhoiden Grad III:

Beim Pressen treten die Hämorrhoidenknoten nach außen vor und ziehen sich nicht wieder spontan zurück. Sie können dann nur manuell zurückgeschoben werden. Die Beschwerden sind hier häufiger und meist stärker ausgeprägt. 

Hämorrhoiden Grad IV:

Die Hämorrhoidalknoten liegen außen am After und sind dort fixiert, d.h. sie können nicht mehr in den Analkanal zurückgeschoben werden.

Untersuchungsmethoden:

  • Proktoskopie (Spiegelung des Analkanals): ein speziell dafür entwickeltes Einmalgerät, das Proktoskop, wird vorsichtig in den Analkanal eingeführt, um die innen liegenden Strukturen sichtbar zu machen. Neben den Hämorrhoiden können auf diese Weise die Beschaffenheit der Schleimhaut des unteren Enddarms und die Analhaut eingesehen werden und so z.B. entzündliche Veränderungen, Einrisse und Tumoren sichtbar gemacht werden.

  • Rektoskopie/Videorektoskopie (Spiegelung des Enddarms): Nach einer Vorbereitung des Enddarms durch ein Abführzäpfchen kann so die innere Darmbeschaffenheit des Enddarms beurteilt werden.

  • Endosonographie (Ultraschall von Schließmuskel / Weichteile / Enddarmwand / Prostata): Mit dem Ultraschall werden die Beschaffenheit und krankhaften Veränderungen unter der Oberfläche visualisiert.

  • Manometrie (Schließmuskelfunktionsprüfung): Mit einer Drucksonde kann die Funktion und Kraft des Schließmuskels beurteilt werden.